Haben wir noch Pandemie?
Das große C nervt uns im 4. Monat noch immer. Einkaufen nur mit Einkaufswagen und Mund-Nase-Bedeckung, begrenzter Einlass und noch immer sind Clubs, Diskotheken (sagt man das heute noch?) und Konzerthäuser geschlossen. Das Virus, die Pandemie, schränkt uns noch immer ein und wird es auch noch für eine ganze Weile. Aber heute kam der neueste Wurf, der uns vielleicht auch ein Stück weiter Richtung Normalität rückt. Aber vor allem ist es die erste Maßnahme, die ich für sinnvoll, überlegt und richtig gut halte.
Bevor nun Fragen aufkommen: Das Ding mit der Mund-Nase-Bedeckung halte ich noch immer für schlecht. Also nicht die Mund-Nase-Bedeckung. Die mag schon helfen, kein Zweifel. Allerdings scheint sie eine falsche Sicherheit zu vermitteln. Oder die Erreichbarkeit bestimmter Synapsen. Ich kapier bis heute nicht was man an Mund-NASE-Bedeckung falsch verstehen kann. Ach ja… und dem, "na ich bin ja nicht Risikogruppe, mir kann nix passieren, ich brauch so'n Ding nicht".
Keine wirkliche Schutzmaßnahme, aber eine Art Warnsystem stellt ja die nun hierzulande veröffentlichte Corona-Warn-App dar. Telekom und SAP haben diese App als Open-Source-Projekt in den Google Play Store und den Apple App Store geschmissen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Telekom, SAP, Open-Source. Soll vorkommen.
Hier gibts die App
Hinweis: Diese App warnt euch nicht in Echtzeit, wohl aber, wenn ihr innerhalb der letzten 14 Tage mit einer Person, die positiv auf COVID-19 getestet wurde, in Kontakt wart oder zumindest in der Nähe. Ihr müsst allerdings auch beide die App zu dem Zeitpunkt schon genutzt haben. Denkt bitte auch weiterhin daran Abstand zu halten, falls nicht möglich, sowie in Bus und Bahn, beim Einkaufen, etc. Mund und Nase zu bedecken. Wascht euch gründlich die Hände oder nutzt, wenn nicht möglich Desinfektionsmittel. Seit vorsichtig und nehmt Rücksicht.
Zurück zur App. Was macht sie so besonders? Das lässt sich relativ einfach erklären. Google und Apple haben zusammen gearbeitet. In iOS 13.5 hat Apple die Exposure Notification API veröffentlicht. Bei Android benötigt sie mindestens Version 6. Warum mir das nicht gefällt, dazu später mehr.
Was macht die App nun? Über die Exposure Notification API versendet das Handy, welches kompatibel und mit der App ausgestattet ist, durchgehend, immer wieder alle 10-20 Minuten wechselnde, zufällige Kennungen. Andere Geräte, die diese App ebenfalls installiert haben machen das gleiche. Sie sammeln aber auch die Kennungen der Geräte in der Umgebung. Das passiert mittels Bluetooth. Genauer: Mit Bluetooth Low Energy. Einer Technik, um schnell und mit geringem Energieverbrauch Daten auszutauschen.
Wenn nun eine der Personen, mit denen ihr in Kontakt wart, positiv auf COVID-19 getestet wurde, bekommt diese Person von seinem Test einen QR-Code, bzw. einen Zahlencode am Telefon. Diesen gibt die Person in die App ein und wird gebeten, die ganzen Kennungen, welche das Handy in den letzten 14 Tagen gesammelt hat, freizugeben. Dieser Upload der gesammelten Kennungen funktioniert nur, wenn der Nutzer der App positiv auf COVID-19 getestet worden ist. Sobald diese freigegeben worden sind, landen sie umgehend auf einem Server, auf dem die anderen Geräte in regelmäßigen Intervallen abfragen, ob einer ihrer eigenen Kennungen der letzten 14 Tage dabei ist. Gibt es einen "Match" bekommt ihr eine Warnung, dass ihr euch möglicherweise angesteckt haben könntet. Datenschutz passt also. Es kann niemand nachverfolgen, wo ihr wann mit wem in Kontakt wart. Auf dem Server landen nur die möglicherweise infizierten Kennungen und die muss euer Telefon schon selbst abfragen, ob es einer dieser Kennungen mal war.
Ebenfalls gut: Google und Apple lassen pro Land nur jeweils eine App in ihre Stores. Fragmentation wird vermieden. Es kann keinen "wir haben die geilste, beste Corona-App" geben. Die Apps der jeweiligen Länder sollen in näherer Zukunft untereinander kompatibel sein, also auch länderübergreifend funktionieren.
Nicht ganz so gut: Frankreich und Großbrittanien wollen die Daten gerne zentral auf Servern speichern. Quasi ein Tracking light von den Regierungen. Da gefällt mir der dezentrale Ansatz besser. Zumal nur die minimal nötigsten Daten über zentrale Infrastruktur verschickt werden um mögliche Ansteckungen an andere Nutzer zu melden.
Ebenfalls nicht ganz so gut, ich hatte es oben erwähnt: Die App lässt sich nur auf iPhones mit iOS 13.5 oder aktueller installieren. Das bedeutet vor allem, dass Besitzer eines iPhone 5s oder eines iPhone 6 diese App nicht benutzen können. Nun mag man sagen, dass das iPhone 5s bereits über 6 Jahre alt ist. Auf der anderen Seite muss man aber genau so erkennen, dass diese Modelle noch im Einsatz sind und auch noch Updates, wenn auch meist nur Sicherheitsupdates, erhalten. Aber mal ehrlich, Apple, das iPhone 5s ist zwar schon alt, aber es funktioniert noch immer. Es basiert, wie jedes andere eurer aktuellen Smartphones auf einer 64-Bit-ARM-Architektur (weshalb ich den Aufwand ältere Geräte mit 32-Bit-Architektur zu befähigen zu hoch einschätze) und ist zudem mit Bluetooth 4.0, also der technischen Grundlage für die Exposure Notification API, ausgestattet. Der Aufwand sollte sicherlich vertretbar sein, auch wenn das iPhone 5s im Alter von 7 Jahren vermutlich den End of Support erreichen wird. Dürfte es sich doch, zusammen mit einigen iPhone 6 in vielen Händen befinden, die sich ein gutes, aber nicht zu teures, vielleicht sogar noch refurbished, iPhone holen wollten. Die Geräte sind noch zu gut für die Tonne, also bitte, schließt deren Besitzer nicht von den Corona-Warn-Apps dieser Welt aus.
Nun scrollt nochmal hoch, klickt auf Download und lasst die App ihre Arbeit machen. Je mehr sie nutzen, um so besser funktioniert sie.
Bleibt gesund.