Wie wird man eigentlich Lokführer?
Den einen oder anderen wird es vielleicht interessieren, wie man denn eigentlich Lokführer werden kann. In diesem Beitrag möchte ich meinen Fokus vor allem auf die Ausbildung selbst legen, die ich nun beinahe komplett durchlaufen habe. Wer zur Ausbildung und zum Bewerbungsverfahren mehr wissen möchte, dem möchte ich den Zugfunk Podcast nahelegen. In Folge 5 - Q-Kontinuum wurden die Themen Bewerbung, Auswahlverfahren und die Ausbildung selbst bereits angesprochen. Wer mag, ist herzlich eingeladen dort einmal selbst reinzuhören.
Aber nun zur Ausbildung. Wie läuft die denn ab?
Wichtig: Dieser Betrag behandelt die Funktionsausbildung zum Triebfahrzeugführer. Wer wissen will, wie die Berufsausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB L/T) aussieht kann aber mal gerne ins Archiv vom Zugfunk Podcast gehen und sich dort ab der ersten Folge durchhören.
Aber zurück zur Funktionsausbildung. Während der erste Tag bei Regio Bayern noch recht entspannt mit Kennenlernrunde, Kegeln und belegten Semmeln ablief, ging es ab dem zweiten Tag schon direkt rein in die Ausbildung.
Wer sich denkt, es geht gleich raus auf einen Zug und dann wird das Fahren gelehrt, der täuscht sich. Denn die Ausbildung beginnt mit Theorie. Viel trockener Theorie.
Hier geht es erstmal um Unfallverhütung, Grundlagen und Geschichte der Eisenbahn. Dann tastet man sich vor in Richtung Weichen, weiter zum Rangieren, Funk und die ersten Signale lernt man auch schon kennen.
Nachdem der erste Monat auch schon vorbei ist, darf man auch schon das erste Mal bei einem Fahrtrainer mitfahren. Hier kann man auch schon das erste gelernte draußen in der freien Wildbahn kennenlernen. Diese Fahrschichten helfen aber auch, um das Zusammenspiel im Eisenbahnbetrieb kennenzulernen. Auch die erste, wichtige Prüfung wird man absolvieren müssen: Die Führerscheinprüfung.
Halt! Führerschein?
Ja, richtig gelesen. Bereits nach ca. einem bis zwei Monaten macht man die Führerscheinprüfung. Die ist nichts "besonderes", denn es geht hierbei nur um die Grundlagen des Eisenbahnbetriebs. Der Führerschein allein berechtigt aber noch niemanden dazu, ein Eisenbahnfahrzeug führen zu dürfen. Aber ohne geht's eben auch nicht.
Nachdem die Grundlagen, Funk, PZB und Rangieren als Module abgeschlossen sind, geht es nahtlos in den Betriebsdienst über. Hier wird nun der gesamte Eisenbahnbetrieb behandelt. Hier geht es um Zuständigkeiten, Regeln, Signale und Verhalten im Störungsfall. Gerade die Störungsfälle und Besonderheiten machen den größten Teil des Betriebsdienstes aus. Hier gibt es vieles zu beachten, was für einen sicheren Eisenbahnbetrieb im Störungsfall wichtig ist. Innerhalb der Betriebsdienstausbildung wird man auch wieder bei einem Fahrtrainer mitfahren. Der Fahrtrainer kann und wird in der Regel hier auch den Auszubildenden selbst einen Zug fahren lassen.
Nach dem Betriebsdienst folgt natürlich auch eine Klausur. Denn nun beginnt der nächste wichtige Abschnitt der Ausbildung. Die Technik.
Auch hier fängt man wieder bei den Grundlagen an. Nein, nicht wieder beim Eisenbahnbetrieb. Hier geht es nur um die Fahrzeuge. Aber eben die Grundlagen. Aufbau der Fahrzeuge, Bremsen und überhaupt das mit der Luft und der elektrischen Energie…
Dann wird es auch schon spezifischer. Je nach Eisenbahnbetrieb wird man noch auf die Technik der Diesel- und/oder Elektrotriebfahrzeuge geschult. Dabei werden Motoren, Kraftübertragungen, Transformatoren und alle wichtigen, dazugehörenden, Bauteile behandelt. Sobald das geschafft ist, kommt der Moment auf den ich am meisten gewartet habe:
Das Fahrzeug.
Hier war es genau umgekehrt: Wenig Theorie, viel Praxis. Innerhalb von zwei Wochen haben wir das Fahrzeug kennengelernt. Hier haben wir in der Ausbildung gelernt, wie das Fahrzeug zu bedienen ist, wie Störungen zu beheben sind und welche Besonderheiten im Betrieb eventuell zu beachten sind.
Kaum waren die zwei Wochen rum, war auch die Theorie zu Ende. Die Ausbildung besteht nur noch aus einer Technikklausur, vielen (mindestens 40) Fahrschichten, in denen man auf ganz normalen Schichten im Beisein eines Fahrtrainers, das Fahrzeug weiter bedienen lernt, ein Gefühl dafür bekommt und sicherlich auch mal die eine oder andere Störung im Regelbetrieb beheben darf. Am Ende dieser Fahrschichten steht die Abschlussprüfung. Diese wartet noch in ca. 2 Monaten auf mich. Diese wird äußerst umfangreich und wird in einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung das Wissen seit Beginn der Ausbildung abfragen. Auch eine Standprüfung am Ausbildungsfahrzeug und eine Fahrprüfung (fast schon wie beim Auto) sind Bestandteil. Hat man diese vier Prüfungsteile erfolgreich absolviert darf man sich Triebfahrzeugführer nennen. Dann bekommt man noch sein Beiblatt, auf dem die abgeprüften Berechtigungen und Fahrzeuge vermerkt werden. Nun darf man eigenständig Eisenbahnfahrzeuge führen.