3 Jahre Sachsen

3 Jahre Sachsen
RB31 in Großenhain | © Ismael L.

Auf den Tag genau 3 Jahre ist es nun her, dass ich Berlin verlassen habe und mich nach Dresden abgesetzt habe. Wieder weiter weg von der Heimat, in der ich aufwuchs.

Kaum war ich 18 Jahre jung und hatte das Abitur abgeschlossen, zog es mich in die weite Welt. Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass es mich in 2012 aus dem Elternhaus ins ferne München zog. Erstmal vorübergehend… einfach mal schauen, wie es wird. 8 Jahre und 3 Monate hielt es mich dort. In der Zwischenzeit habe ich ein duales Studium nach dem vierten Semester abgebrochen, eine Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration gemacht, direkt im Anschluss einen Quereinstieg zum Triebfahrzeugführer gemacht und zum Schluss mit einem bunten Strauß an Baureihen und Strecken in fast ganz Bayern unterwegs gewesen. Doch nach diesen 8 Jahren wurde die Aussicht düster. Der tägliche Pendelweg betrug etwas mehr als 30 Kilometer die einfache Strecke. Meistens ließ dieser sich mit der S-Bahn zurücklegen, nahm jedoch eine Stunde Lebenszeit je Richtung ein. Dann gab es noch Dienste, die sich nicht erreichen ließen. Oder die Heimreise nicht klappen sollte. Bezahlbarer Wohnraum in München? Nur schwerlich zu finden und die körperliche, sowie psychische, Gesundheit hatten nicht das nötige Maß an Geduld. Zurück in die Heimat? Nach Neuruppin? Keine Option. Gerade einmal zwei Jahre fuhr ich täglich Züge verschiedenster Typen durch so ein weitläufiges und schönes Bundesland. Jetzt also nur noch ein einziges Fahrzeug und eine einzige Strecke? Das kam nicht in Frage. Aber Berlin, das wäre doch mal eine gute Option. Viel Vielfalt und Abwechslung. Das versprach der Schichtkatalog. Immerhin war der Fahrriemen noch da.

Es ging nach Berlin. Der bis jetzt kürzesten Station meines Lebens. Ein Jahr und 5 Monate. Dann war ich schon wieder weg.

Elbflorenz.

Hier war ich nun also gelandet. Wie lange ich diesmal bleiben würde? Hoffentlich lange. Umzüge gehen ins Geld. "Dreimal umgezogen ist einmal abgebrannt." Ein Sprichwort das nur zu gut zutrifft. Nur, dass hier keine Versicherung dafür aufkommt. Höchstens in kleinen Teilen das Finanzamt. Auch der DB Regio blieb ich treu. Nach Regio Bayern und Regio Nordost gab es nun Regio Südost. Ob S-Bahn Dresden, Saxonia-Express nach Leipzig oder ein kleiner Ausflug nach Brandenburg im Elbe-Elster-Netz. Ich war viel unterwegs und… zufrieden. Zur Arbeit war es nur noch ein Fußweg von 10 Minuten, im privaten Umfeld hat sich eingefunden, was ich mir eingefunden gewünscht hatte. Was will ich mehr?

Karriere machen!

Den Lokführer bis zur Rente machen? Puh, was eine Frage. Doch es eröffneten sich Möglichkeiten. Erst konnte ich mich als Fahrtrainer beweisen und an der Fahrausbildung unserer Azubis fleißig mitwirken. Dann brauchte man Trainer. Rückblickend betrachtet bin ich sehr froh, dass sich dort andere Kollegen durchsetzen konnten. Denn wenig später wurde auch ein Azubi-Fachkoordinator gesucht. Auf Bahn-Deutsch also derjenige, der überwacht, dass die Ausbildung nach Berufsbildungsgesetz alles vermittelt, was zum Eisenbahner im Betriebsdienst gehört und innerbetrieblich dafür Sorge trägt, dass die Auszubildenden für den Betrieb alle notwendigen Qualifikationen erlangen um nach der Ausbildung als Lokführer übernommen und eingesetzt werden können.
Auch dort bewarb ich mich drauf und hatte mehr Erfolg als beim Trainer. Damit war aber auch besiegelt: Den Führerstand werde ich nicht mehr jeden Arbeitstag sehen. Der Schreibtisch wird mein neuer Arbeitsplatz. Gerade in der Anfangszeit, da fehlt die Routine. In einigen Punkten fehlt sie mir selbst heute noch. Denn im ersten Jahr erlernt man quasi an den drei in der Ausbildung befindlichen Lehrjahren parallel die verschiedenen Stationen und Besonderheiten, die man als Azubi-Fachkoordinator zu beachten hat. An der Stelle muss ich mich auch einfach mal bei meinen ehemaligen und noch heutigen Azubis entschuldigen, dass manches einfach chaotisch gelaufen ist. Allein, weil das Wissen und die Vertiefung fehlte.
Mittlerweile befinde ich mich im zweiten Jahr. Viele Aufgaben wiederholen sich, Arbeitsschritte laufen routinierter und ich treffe deutlich mehr Entscheidungen eigenständig, für die ich vorher auf den Rat meiner Kollegen angewiesen war.

Wie geht's weiter?

Kompletter Stillstand war ja noch nie so ganz meine Stärke. Doch momentan habe ich noch keinen Anlass gefunden, mich beruflich zu verändern. Allein, weil ich mich in einem Team befinde, in dem ich mich äußerst wohl fühle und mir die Arbeit mit den Azubis sehr viel Spaß macht. Auch ist die Tätigkeit an sich sehr abwechslungsreich und biete viele Möglichkeiten, sich auch in anderen Bereichen zu engagieren und dabei die Arbeitswelten vieler Kollegen proaktiv mitzugestalten. Ich hoffe doch nur zum besseren.

Aber das Fahren fehlt schon?

Ja. Zwar muss ich im Jahr ca. 12 Schichten oder 100 Fahrstunden nachweisen, um meine Berechtigungen zu erhalten, was beim Azubi-Fachkoordinator auch gewünscht ist. Aber im Vergleich zu knapp 200 Schichten oder 2000 Arbeitsstunden ist das nichts. Das Zug fahren, ist nach einigen anstrengenden Bürowochen geradezu ein Segen und ein bisschen wie Urlaub für den Kopf. Doch gänzlich zurück in den Fahrdienst möchte ich gerade nicht. Dafür macht mir die Arbeit als Azubi-Fachkoordinator zu viel Spaß.